Durch die Augen von...
Yilma Taye
Seit 2021 ist Yilma Taye Landesrepräsentant von Menschen für Menschen in Äthiopien und damit verantwortlich für rund 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die zum überwiegenden Teil in den entlegenen Projektregionen tätig sind. Wie sich die Organisation in den letzten Jahrzehnten weiterentwickelt hat und welche Maßnahmen zukünftig verstärkt an Bedeutung gewinnen werden, erläutert Yilma Taye in unserem Interview:
Als Landesrepräsentant ist Yilma Taye für rund 600 MitarbeiterInnen in Äthiopien verantwortlich.
Yilma, du bist vor genau dreißig Jahren zu Menschen für Menschen gekommen. Was war dein erster Eindruck von
der Arbeit der Organisation?
Yilma Taye: Ich kannte Menschen für Menschen bereits durch meine Arbeit als Experte für Entwicklung und Schutz
natürlicher Ressourcen bei der Relief and Rehabilitation Commission (1) und wusste dadurch auch über die Arbeitsweise
der Organisation Bescheid. Karlheinz Böhm kam zur rechten Zeit nach Äthiopien. Er wollte die Menschen unterstützen
und war genau die richtige Person dafür. Zur damaligen Zeit gab es natürlich andere Hilfsorganisationen im Land, aber Karl erkannte schnell, dass es ihm nicht nur um eine einmalige Unterstützung ging. Er setzte sich mit den Menschen im Erer Tal, HalbnomadInnen der Hauiwa, zusammen und sprach mit ihnen über seine Idee, die Familien anzusiedeln. Das war damals eine schwierige Aufgabe und andere Projekte dieser Art sind gescheitert. Aber Karl war erfolgreich. Als ich dann im Erer-Tal mit meiner Arbeit begann, bestand die wichtigste Aufgabe darin, ein ökologisches Entwicklungsprogramm zu entwickeln und umzusetzen. Denn das Tal war stark von Erosion und Überschwemmungen betroffen, denen wir mit verschiedenen Maßnahmen zur Bodenkonservierung entgegenwirkten.
Kurz darauf hast du die Leitung für die Abteilung Agrarökologie bzw. später die Gesamtleitung in zwei Projektregionen
übernommen – wie hat sich die Arbeit dort von der im Erer-Tal unterschieden?
In der Projektregion Merhabete (2) war die Kapazität der Böden schon fast völlig erschöpft und es kam zu massiven
Ernteausfällen. Darum leisteten wir in der ersten Phase Nothilfe und begannen anschließend mit einem ökologischen
Entwicklungsprojekt. Dieses Projekt umfasste beispielsweise Bewässerung, Landwirtschaftstechniken, den Anbau von unterschiedlichem Getreide und die Einführung neuer Saatgutsorten. In Merhabete veränderte sich der Ansatz von Menschen für Menschen. Wenn du in einer Woreda (3) die Arbeit aufnimmst, ist es wenig sinnvoll, sich nur einer Sache – zum Beispiel der Wasserversorgung – zu widmen. Die Familien brauchen auch medizinische Versorgung, ausreichend
und ausgewogene Nahrung und sie müssen wirtschaftlich gestärkt werden. Man kann das eine nicht vom anderen
trennen. Unser Ziel war es, all diese Aspekte in einem Ansatz zusammenzubringen. Nach und nach wurde dieser Ansatz
um weitere Komponenten erweitert. Zum Beispiel die Einbeziehung von sogenannten „Gender-Projekten“, also den
Projekten speziell für Frauen. Denn, wenn wir uns den Problemen in einer Region annehmen, dann müssen wir auch
schädliche Traditionen wie Frühverheiratung oder Genitalverstümmelung bekämpfen. Durch Wissensvermittlung können wir Bewusstsein schaffen und soziale Tabus brechen. Dadurch wird die Umsetzung von Mikrokreditprogrammen überhaupt ermöglicht, durch die Frauen ein eigenes Einkommen erhalten und unabhängig werden. Ein äußerst erfolgreiches Programm bis heute.
der Arbeit der Organisation?
Yilma Taye: Ich kannte Menschen für Menschen bereits durch meine Arbeit als Experte für Entwicklung und Schutz
natürlicher Ressourcen bei der Relief and Rehabilitation Commission (1) und wusste dadurch auch über die Arbeitsweise
der Organisation Bescheid. Karlheinz Böhm kam zur rechten Zeit nach Äthiopien. Er wollte die Menschen unterstützen
und war genau die richtige Person dafür. Zur damaligen Zeit gab es natürlich andere Hilfsorganisationen im Land, aber Karl erkannte schnell, dass es ihm nicht nur um eine einmalige Unterstützung ging. Er setzte sich mit den Menschen im Erer Tal, HalbnomadInnen der Hauiwa, zusammen und sprach mit ihnen über seine Idee, die Familien anzusiedeln. Das war damals eine schwierige Aufgabe und andere Projekte dieser Art sind gescheitert. Aber Karl war erfolgreich. Als ich dann im Erer-Tal mit meiner Arbeit begann, bestand die wichtigste Aufgabe darin, ein ökologisches Entwicklungsprogramm zu entwickeln und umzusetzen. Denn das Tal war stark von Erosion und Überschwemmungen betroffen, denen wir mit verschiedenen Maßnahmen zur Bodenkonservierung entgegenwirkten.
Kurz darauf hast du die Leitung für die Abteilung Agrarökologie bzw. später die Gesamtleitung in zwei Projektregionen
übernommen – wie hat sich die Arbeit dort von der im Erer-Tal unterschieden?
In der Projektregion Merhabete (2) war die Kapazität der Böden schon fast völlig erschöpft und es kam zu massiven
Ernteausfällen. Darum leisteten wir in der ersten Phase Nothilfe und begannen anschließend mit einem ökologischen
Entwicklungsprojekt. Dieses Projekt umfasste beispielsweise Bewässerung, Landwirtschaftstechniken, den Anbau von unterschiedlichem Getreide und die Einführung neuer Saatgutsorten. In Merhabete veränderte sich der Ansatz von Menschen für Menschen. Wenn du in einer Woreda (3) die Arbeit aufnimmst, ist es wenig sinnvoll, sich nur einer Sache – zum Beispiel der Wasserversorgung – zu widmen. Die Familien brauchen auch medizinische Versorgung, ausreichend
und ausgewogene Nahrung und sie müssen wirtschaftlich gestärkt werden. Man kann das eine nicht vom anderen
trennen. Unser Ziel war es, all diese Aspekte in einem Ansatz zusammenzubringen. Nach und nach wurde dieser Ansatz
um weitere Komponenten erweitert. Zum Beispiel die Einbeziehung von sogenannten „Gender-Projekten“, also den
Projekten speziell für Frauen. Denn, wenn wir uns den Problemen in einer Region annehmen, dann müssen wir auch
schädliche Traditionen wie Frühverheiratung oder Genitalverstümmelung bekämpfen. Durch Wissensvermittlung können wir Bewusstsein schaffen und soziale Tabus brechen. Dadurch wird die Umsetzung von Mikrokreditprogrammen überhaupt ermöglicht, durch die Frauen ein eigenes Einkommen erhalten und unabhängig werden. Ein äußerst erfolgreiches Programm bis heute.
Im Juli beteiligte sich Yilma Taye gemeinsam mit den KollegInnen des Koordinationsbüros an einer großen Pflanzaktion am Hausberg von Addis Abeba.
Der Ansatz von Menschen für Menschen wird auch heute noch stetig weiterentwickelt. Welche Maßnahmen haben
sich in den vergangenen Jahren etabliert?
Wir versuchen immer neue Maßnahmen in die Projektarbeit einzubinden, je nachdem wie sich die Herausforderungen
in den Regionen darstellen. Wie zum Beispiel die Einführung von Kaffeesorten, die sich auch für die Aufzucht im Hochland
eignen und die wir in eigenen Baumschulen aufziehen. In den Baumschulen der Projektregionen werden auch Fruchtsorten entsprechend der Topografie aufgezogen: Äpfel oder Pfirsiche im Hochland, zum Beispiel, und Mango
oder Avocado für die tiefer gelegenen Gebiete. Die Einrichtung von entsprechenden Baumschulen ist zum Beispiel
ein Projekt, bei dem wir verstärkt die jungen Erwachsenen in der Region miteinbeziehen wollen.
In letzter Zeit gewinnt die Schaffung von Arbeitsplätzen für junge Erwachsene, aber auch von Wertschöpfungsketten,
an Bedeutung. Welche Erfahrungen habt ihr dabei bisher gemacht?
In Dano haben wir beispielsweise das Potential der Region genutzt, um wichtige Projekte zum Aufbau von Wertschöpfungsketten umzusetzen. Eines dieser Projekte ist die Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte, wie zum Beispiel Schwarzkümmel, den es in der Region reichlich gibt. Aus den Samen der Pflanze wird Öl gewonnen. Bevor wir mit
der Umsetzung unseres Projekts angefangen haben, wurden die Pflanzen anderswo verarbeitet. Deshalb unterstützen
wir die Gründung von Kooperativen, die vor Ort die Verarbeitung der Pflanzen und die Herstellung des Öls übernahmen.
Eine weitere Kooperative beschäftigt sich mit der Herstellung von Tierfutter: In Dano war es üblich, das Vieh einfach im offenen Gelände grasen zu lassen, während es andernorts durchaus üblich ist, Ernteabfälle wie Maisstängel zu Futter zu verarbeiten. Genau diese Praxis wird nun von der Kooperative in Dano umgesetzt. Dadurch erhalten die Bauern und Bäuerinnen der Region besseres Futter für ihre Tiere und die Kooperative ein Einkommen.
Wie haben sich die Herausforderungen der Menschen in Äthiopien über die Jahre verändert und welchen Einfluss
hat das auf die Arbeit der Organisation?
Die Lebensumstände der Menschen haben sich stark verändert. Sah man zum Beispiel früher fast ausschließlich
Tukuls mit Strohdächern, haben heute viel mehr Häuschen ein Blechdach. Die Bauern und Bäuerinnen verfügen über
mehr Wissen als früher und ihre Kinder gehen zur Schule. Heute geht es verstärkt darum, jungen Menschen eine Perspektive zu geben. Weil es an Arbeitsplätzen, zum Beispiel in der Fertigungsindustrie, fehlt, sehen sie sich gezwungen
zurück zu ihren Familien zu gehen und dort am Hof zu arbeiten. Deshalb ist es so wichtig, Arbeitsplätze zu schaffen
oder ihnen die Möglichkeit zu geben, ein eigenes Geschäft zu gründen.
Wie würdest du den Erfolg der Arbeit von Menschen für Menschen umschreiben?
Unser Erfolg wird nicht an Zahlen, sondern an den Menschen gemessen. Wir haben zum Beispiel über 450 Schulen
gebaut. Aber was bedeutet das für die Menschen? Es bedeutet, dass zigtausende Kinder in den vergangenen vier
Jahrzehnten diese Schulen besuchen konnten und dadurch eine Ausbildung erhalten haben. Bald 30.000 Frauen haben
bisher einen Mikrokredit von Menschen für Menschen erhalten und ihr Einkommen in die Ausbildung ihrer Kinder
investiert. Erst kürzlich hat mich ein junger Mann angesprochen, der mir erzählte, dass er aus Merhabete stammt.
Seine Mutter hat am Mikrokreditprogramm teilgenommen, was das Leben seiner Familie von Grund auf verändert hat.
Er hat studiert und arbeitet heute im Gesundheitsministerium. Karl hat früh erkannt, dass sich das Leben der Menschen
langfristig nur dann verändern kann, wenn in die Zukunft und Bildung der Kinder investiert wird.
sich in den vergangenen Jahren etabliert?
Wir versuchen immer neue Maßnahmen in die Projektarbeit einzubinden, je nachdem wie sich die Herausforderungen
in den Regionen darstellen. Wie zum Beispiel die Einführung von Kaffeesorten, die sich auch für die Aufzucht im Hochland
eignen und die wir in eigenen Baumschulen aufziehen. In den Baumschulen der Projektregionen werden auch Fruchtsorten entsprechend der Topografie aufgezogen: Äpfel oder Pfirsiche im Hochland, zum Beispiel, und Mango
oder Avocado für die tiefer gelegenen Gebiete. Die Einrichtung von entsprechenden Baumschulen ist zum Beispiel
ein Projekt, bei dem wir verstärkt die jungen Erwachsenen in der Region miteinbeziehen wollen.
In letzter Zeit gewinnt die Schaffung von Arbeitsplätzen für junge Erwachsene, aber auch von Wertschöpfungsketten,
an Bedeutung. Welche Erfahrungen habt ihr dabei bisher gemacht?
In Dano haben wir beispielsweise das Potential der Region genutzt, um wichtige Projekte zum Aufbau von Wertschöpfungsketten umzusetzen. Eines dieser Projekte ist die Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte, wie zum Beispiel Schwarzkümmel, den es in der Region reichlich gibt. Aus den Samen der Pflanze wird Öl gewonnen. Bevor wir mit
der Umsetzung unseres Projekts angefangen haben, wurden die Pflanzen anderswo verarbeitet. Deshalb unterstützen
wir die Gründung von Kooperativen, die vor Ort die Verarbeitung der Pflanzen und die Herstellung des Öls übernahmen.
Eine weitere Kooperative beschäftigt sich mit der Herstellung von Tierfutter: In Dano war es üblich, das Vieh einfach im offenen Gelände grasen zu lassen, während es andernorts durchaus üblich ist, Ernteabfälle wie Maisstängel zu Futter zu verarbeiten. Genau diese Praxis wird nun von der Kooperative in Dano umgesetzt. Dadurch erhalten die Bauern und Bäuerinnen der Region besseres Futter für ihre Tiere und die Kooperative ein Einkommen.
Wie haben sich die Herausforderungen der Menschen in Äthiopien über die Jahre verändert und welchen Einfluss
hat das auf die Arbeit der Organisation?
Die Lebensumstände der Menschen haben sich stark verändert. Sah man zum Beispiel früher fast ausschließlich
Tukuls mit Strohdächern, haben heute viel mehr Häuschen ein Blechdach. Die Bauern und Bäuerinnen verfügen über
mehr Wissen als früher und ihre Kinder gehen zur Schule. Heute geht es verstärkt darum, jungen Menschen eine Perspektive zu geben. Weil es an Arbeitsplätzen, zum Beispiel in der Fertigungsindustrie, fehlt, sehen sie sich gezwungen
zurück zu ihren Familien zu gehen und dort am Hof zu arbeiten. Deshalb ist es so wichtig, Arbeitsplätze zu schaffen
oder ihnen die Möglichkeit zu geben, ein eigenes Geschäft zu gründen.
Wie würdest du den Erfolg der Arbeit von Menschen für Menschen umschreiben?
Unser Erfolg wird nicht an Zahlen, sondern an den Menschen gemessen. Wir haben zum Beispiel über 450 Schulen
gebaut. Aber was bedeutet das für die Menschen? Es bedeutet, dass zigtausende Kinder in den vergangenen vier
Jahrzehnten diese Schulen besuchen konnten und dadurch eine Ausbildung erhalten haben. Bald 30.000 Frauen haben
bisher einen Mikrokredit von Menschen für Menschen erhalten und ihr Einkommen in die Ausbildung ihrer Kinder
investiert. Erst kürzlich hat mich ein junger Mann angesprochen, der mir erzählte, dass er aus Merhabete stammt.
Seine Mutter hat am Mikrokreditprogramm teilgenommen, was das Leben seiner Familie von Grund auf verändert hat.
Er hat studiert und arbeitet heute im Gesundheitsministerium. Karl hat früh erkannt, dass sich das Leben der Menschen
langfristig nur dann verändern kann, wenn in die Zukunft und Bildung der Kinder investiert wird.
Yilma Taye folgt als Landesrepräsentant Berhanu Negussie nach, der sich nach knapp 40 Jahren bei Menschen für Menschen in den Ruhestand verabschiedete.
Menschen für Menschen hat im Laufe der Jahre öfter schwierige Zeiten erlebt, die mit der turbulenten Geschichte
Äthiopiens zusammenhängen. Auch in Hinblick auf die aktuelle Situation: Wie hat es die Organisation geschafft,
durch diese Zeiten zu kommen?
Am wichtigsten ist unsere Arbeit auf „Graswurzelebene“, also die enge Zusammenarbeit mit der Gemeinschaft. Wenn
die Menschen vom Nutzen der Arbeit überzeugt sind und wir ihr Vertrauen genießen, bleibt dieser Rückhalt in den
Gemeinden auch in unsicheren Zeiten bestehen. Wir arbeiten für die Gemeinschaft und verstehen uns als politisch,
ethnisch und religiös neutrale Organisation, was schon in der Vergangenheit unser großer Vorteil war.
Die EntwicklungsberaterInnen und SozialarbeiterInnen arbeiten direkt in den Dörfern auf dieser „Graswurzelebene“.
Welche Bedeutung haben sie für die Organisation?
Wir können erst vom Erfolg unserer Arbeit sprechen, wenn wir die Menschen in den Dörfern mit unserer Arbeit erreichen.
Und genau das machen die EntwicklungsberaterInnen und SozialarbeiterInnen – ohne sie funktioniert unser Ansatz
nicht. Sie sind es, die auf Augenhöhe mit der Bevölkerung arbeiten und ihre Anliegen kennen. Nehmen wir zum Beispiel
unsere Frauenprojekte, insbesondere wenn es um heikle Themen geht: Die Frauen wollen sich eventuell nicht
an einen männlichen Berater wenden – eine Sozialarbeiterin kann allerdings bis in die Küche gehen und sich ungezwungen unterhalten, auch über Themen wie Familienplanung. Die BeraterInnen sind das Rückgrat der Organisation
und erfüllen viele wichtige Aufgaben. Da es immer schwieriger geworden ist, in diesem Bereich MitarbeiterInnen zu
finden, haben wir damit begonnen, sie selbst auszubilden. Dazu besuchen sie bestehende Projekte und lernen dort
von erfahrenen BeraterInnen alles über die praktischen Aspekte ihrer Arbeit.
Äthiopiens zusammenhängen. Auch in Hinblick auf die aktuelle Situation: Wie hat es die Organisation geschafft,
durch diese Zeiten zu kommen?
Am wichtigsten ist unsere Arbeit auf „Graswurzelebene“, also die enge Zusammenarbeit mit der Gemeinschaft. Wenn
die Menschen vom Nutzen der Arbeit überzeugt sind und wir ihr Vertrauen genießen, bleibt dieser Rückhalt in den
Gemeinden auch in unsicheren Zeiten bestehen. Wir arbeiten für die Gemeinschaft und verstehen uns als politisch,
ethnisch und religiös neutrale Organisation, was schon in der Vergangenheit unser großer Vorteil war.
Die EntwicklungsberaterInnen und SozialarbeiterInnen arbeiten direkt in den Dörfern auf dieser „Graswurzelebene“.
Welche Bedeutung haben sie für die Organisation?
Wir können erst vom Erfolg unserer Arbeit sprechen, wenn wir die Menschen in den Dörfern mit unserer Arbeit erreichen.
Und genau das machen die EntwicklungsberaterInnen und SozialarbeiterInnen – ohne sie funktioniert unser Ansatz
nicht. Sie sind es, die auf Augenhöhe mit der Bevölkerung arbeiten und ihre Anliegen kennen. Nehmen wir zum Beispiel
unsere Frauenprojekte, insbesondere wenn es um heikle Themen geht: Die Frauen wollen sich eventuell nicht
an einen männlichen Berater wenden – eine Sozialarbeiterin kann allerdings bis in die Küche gehen und sich ungezwungen unterhalten, auch über Themen wie Familienplanung. Die BeraterInnen sind das Rückgrat der Organisation
und erfüllen viele wichtige Aufgaben. Da es immer schwieriger geworden ist, in diesem Bereich MitarbeiterInnen zu
finden, haben wir damit begonnen, sie selbst auszubilden. Dazu besuchen sie bestehende Projekte und lernen dort
von erfahrenen BeraterInnen alles über die praktischen Aspekte ihrer Arbeit.
Yilma Taye blickt auf 35 Jahre Berufserfahrung zurück. 1991 nahm er seine Arbeit als Koordinator der ökologischen
Entwicklungsprogramme im ersten Menschen für Menschen-Projekt im Erer-Tal auf.
Entwicklungsprogramme im ersten Menschen für Menschen-Projekt im Erer-Tal auf.
Ihr seid derzeit mit der Planung und Umsetzung von Nothilfe im Norden Äthiopiens beschäftigt – wie ist hier der
aktuelle Stand? (4)
Wir arbeiten an der Versorgung von rund 30.000 Menschen mit dringend benötigten Nahrungsmitteln in der Region
Tigray. Der Zugang zur Region ist jedoch schwierig. Wir rechnen aber jede Woche damit, dass sich die Situation
verbessert und wir mit der Lieferung beginnen können. Nun wurde beschlossen, vorab ein weiteres Soforthilfeprogramm
umzusetzen. Dabei geht es um die Unterstützung von rund 6.200 Menschen, die aufgrund der Konflikte geflüchtet
sind und derzeit behelfsmäßig in Schulen in der Amhara-Region untergebracht sind. Die Lage der Menschen ist erschreckend – ich war erst kürzlich vor Ort und es treibt einem die Tränen in die Augen. Hier müssen wir auf der
Stelle Hilfe leisten und werden unter anderem Matratzen, Decken, Nahrungsmittel und Hygieneartikel bereitstellen,
um die Not der Menschen ein wenig zu lindern.
Zum Abschluss würde ich noch gerne wissen, was es für dich persönlich bedeutet, für Menschen für Menschen zu
arbeiten?
Ich empfinde es als großes Glück für eine Organisation wie Menschen für Menschen arbeiten zu können. Ich kann es
kaum in Worte fassen. Die Arbeit ist sehr befriedigend und wenn es möglich wäre, würde ich 24 Stunden am Tag für
die Menschen arbeiten. Berhanu (Negussie, ehemaliger Landesrepräsentant, Anm.) hat Karlheinz Böhm immer als
seinen Vater betrachtet. Ich betrachte die Organisation Menschen für Menschen als meinen Vater.
Das Interview führte Martina Hollauf
vom Menschen für Menschen-Team in Wien.
aktuelle Stand? (4)
Wir arbeiten an der Versorgung von rund 30.000 Menschen mit dringend benötigten Nahrungsmitteln in der Region
Tigray. Der Zugang zur Region ist jedoch schwierig. Wir rechnen aber jede Woche damit, dass sich die Situation
verbessert und wir mit der Lieferung beginnen können. Nun wurde beschlossen, vorab ein weiteres Soforthilfeprogramm
umzusetzen. Dabei geht es um die Unterstützung von rund 6.200 Menschen, die aufgrund der Konflikte geflüchtet
sind und derzeit behelfsmäßig in Schulen in der Amhara-Region untergebracht sind. Die Lage der Menschen ist erschreckend – ich war erst kürzlich vor Ort und es treibt einem die Tränen in die Augen. Hier müssen wir auf der
Stelle Hilfe leisten und werden unter anderem Matratzen, Decken, Nahrungsmittel und Hygieneartikel bereitstellen,
um die Not der Menschen ein wenig zu lindern.
Zum Abschluss würde ich noch gerne wissen, was es für dich persönlich bedeutet, für Menschen für Menschen zu
arbeiten?
Ich empfinde es als großes Glück für eine Organisation wie Menschen für Menschen arbeiten zu können. Ich kann es
kaum in Worte fassen. Die Arbeit ist sehr befriedigend und wenn es möglich wäre, würde ich 24 Stunden am Tag für
die Menschen arbeiten. Berhanu (Negussie, ehemaliger Landesrepräsentant, Anm.) hat Karlheinz Böhm immer als
seinen Vater betrachtet. Ich betrachte die Organisation Menschen für Menschen als meinen Vater.
Das Interview führte Martina Hollauf
vom Menschen für Menschen-Team in Wien.
(1) Die RRC ist eine äthiopische Behörde, die u.a. eine zentrale Rolle bei der Verteilung von internationalen Hilfsgütern spielte.
(2) Projektbeginn 1992
(3) Eine Woreda ist ein Verwaltungsbezirk, bestehend aus mehreren Kebeles (Gemeinden).
(4) Das Interview fand am 6. September 2021 statt. Aktuelle Informationen zur Nothilfe finden Sie hier.
(2) Projektbeginn 1992
(3) Eine Woreda ist ein Verwaltungsbezirk, bestehend aus mehreren Kebeles (Gemeinden).
(4) Das Interview fand am 6. September 2021 statt. Aktuelle Informationen zur Nothilfe finden Sie hier.
Zur Person
Yilma Taye begann seine Arbeit bei Menschen für Menschen 1991 im Erer-Tal, dem ersten Projekt der Organisation, war später als Leiter der Abteilung Agrarökologie bzw. als Projektleiter in den Regionen Midda und Merhabete tätig, ehe er 2002 als Programmmanager in das Projektkoordinierungsbüro in Addis Abeba wechselte.
Yilma Taye kann auf mehr als 35 Jahre Berufserfahrung in der Umsetzung und Koordinierung integrierter Projekte zurückblicken. Sein Wissen über u.a. Boden- und
Wasserschutz, Wiederaufforstung und Projektplanung vertiefte er nach seinem Abschluss in Agrartechnologie am Hawassa College of Agriculture an Universitäten
in Großbritannien und Deutschland.
Yilma Taye kann auf mehr als 35 Jahre Berufserfahrung in der Umsetzung und Koordinierung integrierter Projekte zurückblicken. Sein Wissen über u.a. Boden- und
Wasserschutz, Wiederaufforstung und Projektplanung vertiefte er nach seinem Abschluss in Agrartechnologie am Hawassa College of Agriculture an Universitäten
in Großbritannien und Deutschland.
Medienbericht
radio klassik: Ein Thementag im Zeichen des Wandels
Am 15. November widmet sich radio klassik einen ganzen Tag lang der Arbeit von Menschen für Menschen in Äthiopien. In vielfältigen Beiträgen wird ein facettenreiches Bild des Landes und unserer Projekte gezeichnet, die das Leben vieler Menschen nachhaltig verbessern.
MedienberichteAktuelles
Nagaya-Magazin
Nagaya 4/2024: Mit der Kraft der Gemeinschaft
In dieser Ausgabe berichten wir über unseren Besuch in Albuko. Dr. Christian Gross, von den Austrian Doctors, erläutert die positiven Auswirkungen unseres gemeinsamen Wasserprojekts in Busa. Tadesse Gemechu, langjähriger Mitarbeiter von Menschen für Menschen, erklärt die Bedeutung der Umweltbedingungen für nachhaltige Landwirtschaft.
Nagaya & Jahresberichte
Durch die Augen von…
Dr. Christian Gross
Gemeinsam mit Austrian Doctors realisieren wir derzeit ein umfangreiches Wasserprojekt in der Kleinstadt Busa. Im Interview mit Martina Hollauf, aus dem Menschen für Menschen-Team in Wien, schildert Dr. Christian Gross von den Austrian Doctors eindrucksvoll, wie sehr das Projekt das Leben der Menschen vor Ort positiv verändert.
Durch die Augen von...
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