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Landwirt in Äthiopien mit seinem Stier

Vitaminschub

Der Geschmack der Veränderung

Genüsslich rupft Bekeles Stier die Blätter von den Zweigen, die ihm sein Besitzer entgegenstreckt. Das imposante Tier braucht viel Futter. Gerade jetzt, wenn es täglich vor den Pflug gespannt wird, um Bekeles Feld für die Aussaat vorzubereiten. Seit Menschen für Menschen in der Region tätig ist, hat sich der Speiseplan des Tieres verändert. Denn aus den Baumschulen der Organisation finden nicht nur Setzlinge zur Aufforstung oder Obstbäumchen ihren Weg in die Natur, die Familien erhalten auch Saatgut für Futterpflanzen.

70 % Landwirt:innen

Wie der überwiegende Großteil der Menschen im ländlichen Äthiopien, lebt auch Bekeles Familie von der Landwirtschaft. Ganz traditionell wachsen auf ihrem kleinen Hof Sorghum und Teff – die für Äthio¬pien so typische Minihirse – Zwiebel, Kohl und Pfefferoni gedeihen im Gemüsegarten. Damit ist die Palette an Nahrungsmitteln auch schon weitgehend erschöpft. Wie karg die Auswahl zu Beginn der Arbeit von Menschen für Menschen in einer Region ausfällt, lässt sich am besten bei einem Besuch am Markt erkennen. Dort finden sich meist Zwiebeln und Pfefferoni im Überfluss. Lokal übliche Kohlsorten, die an Vogerlsalat erinnern, grüne Orangen und kleine Bananen gibt es zu kaufen. Wenn sich mal ein paar andere Obst- oder Gemüsesorten an den Marktständen finden, dann wurden diese meist von der weit ent¬fernten Stadt herangeschafft. Sie kosten dementsprechend mehr.

Vitaminreiche Einnahmequelle

Obst und Gemüse bieten eine mögliche Einnahmequelle, die künftig auch Bauern wie Bekele zufließen wird. „Ich habe bereits Papayabäumchen gepflanzt“, erzählt der 49-Jährige, „und in Zukunft möchte ich mich noch stärker darauf konzentrieren, Obst anzubauen.“ Die Möglichkeit dazu erhält er in Form von Baumsetzlingen und Stecklingen, die in den Baumschulen von Menschen für Menschen heranwachsen.
Äthiopischer Obstbauer in einer Baumschule von Menschen für Menschen
In Baumschulen von Menschen für Menschen wachsen Obstbäumchen heran sowie Sträucher, Gräser und Bäume zur Aufforstung
„Ich werde Mango- und Avocadobäumchen pflanzen. Außerdem die großen, ertragreichen Bananenstauden“, zeigt sich Bekele aufgeregt, angesichts der baldigen Vielfalt am Hof. Und bis die Bäumchen erste Früchte tragen, kommt frisches Gemüse auf den Tisch. „Früher gab es das bei uns nicht. Unsere Ernährung war sehr einseitig. Vor allem auf meine Kinder hat das gesundheitliche Auswirkungen. Jetzt haben wir endlich Gemüse, frisch aus unserem Garten. Das macht einen großen Unterschied für unsere Gesundheit!“

Ernten will gelernt sein

Wie die oftmals neuartigen Gemüsesorten wie Tomaten, Karotten oder Rote Rüben angebaut, gepflegt und geerntet werden, lernen die Frauen und Männer in landwirtschaftlichen Kursen. Zum Lehrstoff gehört dabei auch Wissen über die Ursachen von Bodenerosion. Im ländlichen Äthiopien ist Holz ein begehrtes Gut, das vorwiegend zum Hausbau und als Brennmaterial benötigt wird. Aufgrund der traditionellen offenen Feuerstellen wird naturgemäß eine erheblich größere Menge an Brennholz benötigt, im Vergleich zu geschlossenen Öfen. Zudem führt das Bevölkerungswachstum zu einer verstärkten Nachfrage nach landwirtschaftlichen Flächen, was oft zur Rodung von Wäldern führt.

Holz sparen, Umwelt retten

Den vielen Gründen der Entwaldung kann nur mit einem Bündel an Maßnahmen begegnet werden. Handwerkliche und technische Schulungen, und damit einhergehende alternative Einkommensmöglichkeiten, machen mehr Menschen unabhängig von der traditionellen Landwirtschaft. Der Einsatz von holzsparenden Öfen verringert beispielsweise den Verbrauch von Brennmaterial um die Hälfte.
Bewohner Äthiopiens, die Holz als Brennmaterial in Händen halten
Balayinesh und ihr Mann Tadesse haben seit kurzem einen holzsparenden Ofen und brauchen jetzt nur mehr ein Viertel der Holzmenge von früher zum Kochen.
Das kann auch Balayinesh bestätigen. Wie alle Frauen und viele Mädchen im ländlichen Äthiopien ist sie viele Stunden in der Woche damit beschäftigt, Holz zum Kochen zu sammeln. Zeit, die sie in den letzten Monaten für andere Dinge aufwenden konnte. „Wir haben einen holzsparenden Ofen bekommen. Der speichert die Hitze viel besser. Mit dem Bündel Holz, das ich heute gesammelt habe, kann ich zwei Mal kochen. Früher hätte ich dazu die vierfache Menge gebraucht“, zeigt sich Balayinesh erfreut über diese wichtige Erleichterung in ihrem Alltag, der zugleich die Umwelt schont.
Auswirkungen der Bodenerosion in Äthiopien
Bodenerosionen sind ein massives Problem: Die Erde wird durch fehlende Baumwurzeln von Wind und Regen abgetragen.

Menschen für Umwelt

Um die fortschreitende Bodenerosion generell zu stoppen und den Boden langfristig wieder fruchtbarer zu machen, setzt Menschen für Menschen eine Vielzahl an Maßnahmen um. Bestehende Erosionsgräben werden mit Steinkörben stabilisiert und bepflanzt. Felder werden terrassiert, um das Abschwemmen der Erde zu verhindern. Waldbestand wird geschützt und natürlich wird auch aufgeforstet. Allein im Jahr 2022 wurden rund acht Millionen Baumsetzlinge verteilt beziehungsweise ausgepflanzt. Alle Maßnahmen werden Hand in Hand mit der Bevölkerung umgesetzt, die sich mit großem Tatendrang daran beteiligen. „Wir verfolgen grundsätzlich einen partizipativen Ansatz, wobei die Menschen in den Dörfern den Löwenanteil daran haben“, erklärt Projektleiter Berhanu Bedassa die Herangehensweise von Menschen für Menschen. „Als Organisation dienen wir eigentlich nur als eine Art ‘Leiter‘, über die der Weg aus der Armut hinausführt. Die Menschen erleben selbst, wie sie zum Beispiel ihre Ernährung nachhaltig sichern können und sprechen mit anderen über den Nutzen unserer Arbeit.“
Ein Bauer in Äthiopien freut sich über die Ernte seiner Zwiebel
Bekele freut sich über die Ernte seiner Zwiebel und die Vielfalt an Gemüse auf seinem Hof.
Wenn Bekele also seinen Nachbar:innen bald die erste Papaya serviert oder Balayinesh von ihrem neuen Ofen schwärmt, verbreitet sich die Wirkung der Maßnahmen wie ein Lauffeuer bis in den letzten Winkel der Gemeinden.

Bitte unterstütze uns dabei die Ernährung der Familien zu sichern.

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Zuversicht wächst

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