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Eine äthiopische Frau am Markt hält ein Säckchen voll grüner Kaffeebohnen in der Hand

Mit der Kraft der Frauen

Heldinnen des Alltags

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Die Frauen in Äthiopien tragen die Hauptlast der Armut. Sie haben aber auch die Kraft, das Schicksal ihrer Familien in die Hand zu nehmen und aktiv eine bessere Zukunft für die nächste Generation zu gestalten.
„Wenn die Familie wächst, wachsen die Felder eben nicht mit. Wie kann man da seinen Töchtern raten, mehr als zwei oder drei Kinder zu bekommen?“, wirft Askale fragend in die Diskussion ein, die sie mit zwei anderen Frauen im Gesundheitszentrum von Aliyuamba führt. Die 29-Jährige ist heute den ganzen Weg hierhergekommen, um mit uns über das Thema Familienplanung zu sprechen. „Man muss den Kindern Zeit geben, zu wachsen und stark zu werden“, sagt sie, „wenn man zu viele hat, kann man sich nicht ausreichend um jedes einzelne kümmern. Hinzu kommen die steigenden Kosten, die jede Familie hier vor große Herausforderungen stellen.“

Männer an Bord

Askale ist Mutter von fünfjährigen Zwillingen, seit deren Geburt sie aktiv Familienplanung betreibt, um ihren Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Etwas, was sich auch Behaylish sehnlichst wünscht. Die vierfache Mutter wirft einen wichtigen Punkt in die Diskussion ein: „Früher haben unsere Männer viele Kinder gewollt. Aber jetzt, da alles teurer wird, verstehen sie es endlich: Familienplanung hilft uns allen“, zeigt sich Behaylish zufrieden mit dem wichtigen Erfolg, den sie und ihre Nachbarinnen in ihren Familien erzielen konnten. Auf der kleinen Holzbank hat es sich auch Zebede gemütlich gemacht. Zehn Kinder hat sie seit ihrer Heirat mit nur 17 Jahren zu Welt gebracht – mittlerweile eine Seltenheit in der Region.
Drei äthiopische Frauen sitzen auf einer Bank und lächeln in die Kamera
Drei Frauen, eine Meinung: Familienplanung ist wichtig für eine gesunde und bessere Zukunft für alle.

Mehr Bildung = weniger Kinder

Die Geschichten der drei Frauen spiegeln auch die allgemeine Entwicklung in Äthiopien wider. Bekam eine Frau in Äthiopien vor rund zwanzig Jahren im Schnitt sechs Kinder, sind es aktuell nur noch vier. Die Gründe für diesen Rückgang sind vielfältig: Konsequente Aufklärungsprogramme und der verbesserte Zugang zu Verhütungsmitteln gehören dazu, ebenso wie die Förderung von Bildungsmöglichkeiten für Mädchen. Letzteres hat denselben Effekt wie etwa in Österreich: Je höher die Bildung, desto später und weniger Kinder bekommt eine Frau. Im Gegensatz zu einer durchschnittlichen Österreicherin sind Mädchen und Frauen in Äthiopien aber mit viel mehr Hürden konfrontiert, um eine Ausbildung zu erhalten. Das fängt schon in der Familie an. Kann es sich diese nur leisten, ein paar der Kinder zur Schule zu schicken, werden normalerweise die Burschen bevorzugt. Hinzu kommt, dass Mädchen schon in jungen Jahren viele Aufgaben im Haushalt erledigen müssen.

Sitzenbleiben wegen Wassermangel

Besonders viel Zeit und Kraft raubt den Mädchen das tägliche Wasserholen, was sich langfristig auf das weitere Leben auswirkt. Unweit des Gesundheitszentrums treffen wir Ayelech, die von ihren täglichen Mühen berichtet: „Drei Mal täglich mache ich mich auf den Weg, um hier Wasser zu schöpfen. In der Trockenzeit ist der Weg noch viel weiter, dann schaffe ich es nur, zwei Kanister für meine Familie zu holen“, berichtet die 16-Jährige. „Weil mir die Zeit zum Lernen fehlt, musste ich schon eine Klasse wiederholen.“ Die katastrophale Wasserversorgung in den ländlichen Regionen hat also nicht nur negative Auswirkungen auf die Gesundheit aller Menschen, sondern ganz besonders auf die Schulbildung von Mädchen. So besucht nur etwa die Hälfte aller 13–14-Jährigen eine Schulstufe, die ihrem Alter entspricht. In den weiterführenden Schulen ist es überhaupt nur noch ein Drittel. Es ist keine Seltenheit, dass sich in derselben Klasse ein 9-jähriges Mädchen die Bank mit einer 15-Jährigen teilt.
Ein äthiopisches Mädchen mit einem gelben Wasserkanister auf dem Rücken blickt in die Kamera
Die 16-jährige Ayelech braucht täglich viel Zeit fürs Wasserholen. Deshalb musste sie schon eine Schulklasse wiederholen.

Sorge um die Kinder

Der tägliche Marsch ums Wasser begleitet die Frauen ihr ganzes Leben lang und unweit des Rinnsals, aus dem Ayelech mühsam Wasser schöpft, treffen wir Ehete, die gemeinsam mit einem halben Dutzend weiterer Frauen am Ufer eines kleinen Teichs kniet, um Wasser abzuschöpfen. „Das Wasser hier nutze ich meist nur zum Putzen und Waschen. Um richtiges Trinkwasser zu bekommen, bin ich mindestens sieben Stunden unterwegs“, erzählt die 42-Jährige, während hinter ihr die Rinder ihren Durst in dem kleinen Teich stillen. „Vor allem mit Kindern ist es schwierig, einen gewissen Standard an Hygiene und Sauberkeit zu halten. Ohne Wasser ist es schlicht unmöglich. Als Mutter will ich doch, dass meine Kinder gesund sind!“ Die zweifache Mutter zeigt damit die weitreichenden Auswirkungen auf, die der fehlende Zugang zu sauberem Trinkwasser verursacht. Es entsteht ein Kreislauf, aus dem vor allem Frauen kaum ausbrechen können. Täglich verbringen sie bis zu zehn Stunden damit, Wasser zu holen, Brennmaterial zu sammeln, Kinder zu versorgen, zu kochen oder auf dem Feld zu helfen. Wenn dann überhaupt noch etwas Tageszeit übrigbleibt, versuchen sie ein meist spärliches Einkommen zu erwirtschaften. Besonders alleinstehenden, geschiedenen oder verwitweten Frauen fällt es schwer, ein Auskommen zu finden.
Eine äthiopische Frau sitzt mit einem gelben Wasserkanister vor einem Teich und blickt in die Kamera. Im Hintergrund sind Kühe zu sehen
Aus dem kleinen Teich im Hintergrund holt Ehete jeden Tag Wasser. Sie macht sich Sorgen um die Gesundheit ihrer Kinder.

Chaltus Weg zur Eigenständigkeit

„Ich habe schon früher Gewürze am Markt verkauft und Tenaye* hergestellt“, erzählt Chaltu, während sie mithilfe einer leeren Dose die Menge an grünen Kaffeebohnen abmisst, die eine Kundin kaufen möchte. Hier am Markt von Chulute trifft man viele Frauen wie Chaltu. Sie breiten die wenigen Waren, die sie anbieten können, auf Plastikplanen vor sich aus und hoffen, das bessere Angebot als ihre Nachbarin zu haben. Viele verkaufen ausschließlich Zwiebeln, getrocknete Pfefferoni oder Mais – je nachdem, was die Felder gerade so hergeben. Andere haben ihr Angebot erweitert und sind „fliegende Greißlerinnen“. So auch Chaltu, die inmitten eines Meers an verschiedenen Gewürzen, Getreide und Kaffeebohnen sitzt, neben dem sich große, weiße Seifenstücke und Streichholzschachteln stapeln. Mit diesem kleinen Bauchladen besucht die verwitwete Mutter zweier Kinder die Märkte der Umgebung, um ein selbstständiges Einkommen zu erhalten.

* Eine unvergorene Variante des äthiopischen Getränks Tella, das in der Regel aus Getreide hergestellt wird
Blick auf einen äthiopischen Markt. Eine Frau sitzt am Boden mit ihren Waren, eine weitere Frau steht vor ihr und überreicht ihr Geld.
Chaltu konnte mithilfe eines Mikrokredits ihr kleines Marktgeschäft bereits ausbauen. Heute verdient sie fünfmal so viel wie früher.
„Früher musste ich mir oft von lokalen Verleihern Geld borgen, um über die Runden zu kommen. Die verlangten aber viel zu hohe Zinsen, was die Lage nur noch schlimmer machte.“ Die Veränderung in Chaltus Leben kam schließlich mit einem Mikrokredit von Menschen für Menschen. „Für mich hat sich alles verändert! Ich konnte mithilfe des Mikrokredits mein laufendes Geschäft ausbauen und habe jetzt sogar Kühe und einen Esel, mit dem ich meine Waren transportieren kann“, berichtet Chaltu. „Ich verdiene rund fünfmal so viel wie früher. Besonders stolz bin ich auf mein Häuschen, das ich durch den Verdienst errichten konnte. Dort habe ich jetzt so viel Platz, dass ich sogar ein Zimmer vermieten kann.“
Ein Zitatbild auf dem steht: „Ich kann meinen Töchtern endlich das Leben ermöglichen, das ich mir für sie erträumt habe. “ Chaltu, Mikrokreditnehmerin
Portrait einer äthiopischen Frau, die in die Kamera blickt in Form der Umrisse von Äthiopien
Bald wird Chaltu wohl noch ein wenig mehr Platz haben, denn ihre Töchter besuchen bereits die weiterführende Schule und bald werden sie eventuell in einer größeren Stadt ihre Ausbildung fortsetzen: „Ich kann meinen Töchtern endlich das Leben ermöglichen, das ich mir für sie erträumt habe. Mir ist es wichtig, dass sie eine gute Ausbildung erhalten und für sich selbst sorgen können.“ Chaltus Erfolg bedeutet eine bessere Zukunft für ihre zwei Töchter, die wiederum die kommende Generation aufziehen und erziehen werden, sie prägen die Zukunft Äthiopiens. Denn diese hängt wesentlich von den Frauen ab. Ihre Lebenssituation langfristig zu verbessern und ihnen Selbstbestimmung und Eigenständigkeit zu ermöglichen, ist eine wichtige Investition. Und hier schließt sich der Kreis der Entwicklung: so sparen sich Frauen viel Kraft durch den Bau von Brunnen. Mädchen haben endlich mehr Zeit für die Schule und Hausaufgaben. Familienplanung und Verhütung lassen Frauen selbst entscheiden, wann und wie viele Kinder sie bekommen. Mikrokreditprogramme geben ihnen die Chance auf ein selbstständiges, ausreichendes Einkommen, das ihnen die Möglichkeit gibt, in eine bessere Zukunft für ihre Kinder zu investieren.
Mit deiner Spende unterstützt du Frauen wie Chaltu dabei, selbstständig ein Einkommen für ihre Familien zu erhalten.

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Cover des Nagaya Magazins 1/2024 zeigt zwei äthiopische Frauen. Eine im Vordergrund, die Zwiebeln schneidet und eine im Hintergrund mit einem Baby im Arm, die vor einer traditionellen Feuerstelle steht

Ausgabe 1/2024

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Zeritu und ihre Tochter stehen vor ihrer Hütte im Hochland von Albuko.
Für ein besseres Leben meiner Kinder

Aufbruch in neue Zeiten

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Wasser
Landwirtschaft
Albuko
Shek und seine Familie mit Mitarbeiter von Menschen für Menschen
Ein Besuch im Albuko

Kleine Schritte zum großen Traum

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Einkommen
Landwirtschaft
Aufforstung
Albuko
Eine lachende Frau steht an einem Wasserrohr aus dem viel Wasser sprudelt
Wasserversorgung in Busa

Mit vereinten Kräften

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Wasser
Außerhalb der Projektregionen

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